“Charakter? Kann man das essen?” – Ein Rollenspiel-Stöckchen

Mir wurde von Julie ein Stöckchen zum Thema “Rollenspiel” zugeworfen und irgendwie kam ich die ganze Zeit nicht dazu es zu ergreifen! UHOH! Sorry! Aber hier jetzt wirklich. *aportier und schwanzwedel*

 

1. Live oder P&P oder Computerspiele? Was hast du am liebsten und warum?

Ich bevorzuge Rollenspiel live oder in Computerspielen. Wobei ich dazu anfügen muss, dass ich mit Rollenspiel in Computerspielen in diesem Fall Rollenspiel in MMOs meine. Dort funktioniert es quasi wie im Live-Rollenspiel, dass man sich Charaktere bastelt und mit diesen mit anderen Charakteren agiert und so die Geschichte aufbaut eben in dem Setting der Welt des Computerspiels (im Gegensatz zu dem Spielen des Spiels so wie es programmiert ist was für mich kein Rollenspiel ist). Nur eben ohne Regelwerk. Die einzigen “Regeln”, die man hat, sind im Endeffekt die Begrenzungen der Fantasie-Welt, in der man sich bewegt so wie von den Erfindern festgelegt wurde. Darin ist man jedoch wie in jedem anderen Regelwerk frei seinen eigenen Charakter zu basteln. Für mich ist das Charakterspiel am Wichtigsten, ergo was passiert wenn die Charaktere mit ihren Eigenarten etc. aufeinander treffen und welche Geschichten sich dann entwickeln. Beim Live hat man noch eine Spielleitung und durch die wird die Interaktion reguliert bzw. ein Plot gestellt mit dem die Charaktere interagieren müssen/können, im MMO ist dies nicht gegeben und daher ist die Entwicklung wesentlich flexibler. Natürlich kann es zu Problemen führen, wenn im Rollenspiel keine regulierende Instanz vorhanden ist (weil Rollenspieler alle und überall Diven sind) aber ich finde es angenehmer, wenn man die Geschichten selber spinnen kann oder sie sich eben einfach durch Interaktion entwickeln und ich nicht etwas vorgesetzt bekomme mit dem ich zu agieren habe wo jemand anderes mir im Wissen voran ist. Da fühle ich mich eher wie eine Marionette. Und das ist auch das Problem, was ich mit P&P habe. Ich bin kein Plotspieler. Und beim P&P ist es meist ja automatisch so, dass man gemeinsam als Gruppe agiert gegen oder für irgendetwas vom Spielleiter definierten. Ich bin im P&P auf das Telling des Spielleiters angewiesen, darauf, dass er die Welt, in der sich mein Charakter bewegt, definiert. Ich erlebe dies lieber selber bzw. konstruiere in dem Zusammenspiel mit anderen die Szenerie als dass ich es erzählt bekomme. Mir fehlt da oft die Immersion und die Nähe zu meinem eigenen Charakter weshalb ich bisher im P&P an jedem Setting oder Charakter schon nach wenigen Sessions die Lust verloren habe.
Computerspiele, die rein von der Beschreibung als “Rollenspiel” gelten mag ich ebenso sehr gerne allerdings habe ich da nicht so eine intensive Nähe zu meinem Charakter wie im Live oder MMO.

 

2. Was war dein liebster Charakter?

Das ist wirklich schwer zu sagen. Ich habe mehrere Charaktere, die mir extrem viel bedeuten und die ich auch immer noch spiele. Ich denke, je länger ich einen Charakter spiele und je mehr ich mit dem einfach erlebe, desto mehr wächst er mir eben ans Herz. Ebenso habe ich meist grob im Kopf in welche Richtung ich mit einem Charakter gehen will, sprich was die wirklich langfristigen Ziele sind, und dies ist für mich auch sehr ausschlaggebend. Andererseits gibt’s auch Charaktere, die ich über eine laaaange Zeit gespielt habe und die dann irgendwie “durch” sind also das Maximum erreicht haben was so in der spielbaren Zeit möglich ist und die ich dann zwar gerne nochmal anfasse, weil sie ein Teil von mir geworden sind, aber sie sind nicht mehr so richtig wirklich aktiv regelmäßig spielbar. Darüber hinaus tendiere ich dazu Charaktere, die mir in einem Setting sehr, sehr gefallen haben und die mir ans Herz gewachsen sind auch in andere Settings zu portieren. Da habe ich vor allem 2 Charaktere, die ich irgendwie ständig in andere Settings portiere weil ich sie sehr liebe. Das sind dann aber quasi nur die Grundeigenschaften und die Geschichte, die sich in dem ursprünglichen Setting entwickelt hat, definiere ich weg oder um so dass es eben passt.

 

3. Mit welchem deiner Charaktere bist du nie so recht warm geworden?

Ganz aktuell ist dies eindeutig mein Charakter, den ich für ein Star Wars Livesetting gebaut hatte. Ich kam den ganzen Abend nicht wirklich in den Char und werde den auch nicht nochmal spielen. Ansonsten sind es wie oben gesagt meine P&P-Charaktere. Da habe ich nie reingefunden und die Distanz zu “existiert nur auf dem Papier” hat sich nie abgebaut.

 

4. Wieviel Headcanon hast du außerhalb des „gespielten“ Spiels noch für deine Charaktere?

Relativ viel. Das gehört einfach für mich für die “Rundheit” des Charakters dazu wenn ich Rollenspiel mit ihm betreibe. Ich mein, ich als Person hab ja auch ein wesentlich umfangreicheres Leben als das, was ich in wenigen Stunden nach außen hin sichtbar machen kann. Ich hab eine Familie, Freunde, eine Vergangenheit, Interessen, einen Plan für die Zukunft, Eigenarten, Wünsche, einen Alltag etc.pp..

Vielleicht zielt diese Frage allerdings auch auf den Headcanon ab, den man für einen Charakter in einem Computerspiel hat fern von der ausgespielten Story also jetzt bei einem “Rollenspiel” wie z.B. Dragon Age, Mass Effect, Fallout oder sonst so. Da habe ich tatsächlich kaum bis gar keinen Headcanon für meinen Charakter. Also wirklich nur sehr wenig. Das gehört für mich nicht so sehr dazu. Allerdings habe ich daher auch sehr hohe Ansprüche an die spielgegebene Immersion, die ich bei einem Computerspiel erwarte und die Möglichkeiten den Charakter über die Spielmechaniken zu entwickeln. Dennoch ist es eben ein vorgegebener Charakter den ich dann nur in eine Richtung lenken kann und da fehlt mir dann auch das Interesse groß mehr drum zu dichten. Ich finde das sehr spannend, wenn Freunde es machen und lausche gerne ihren Ideen und Geschichten aber ich selbst hab da nie so den Drang zu. Auch weil die Computerspielcharaktere meist so krasse Sachen vollbringen und zu Helden (oder Antihelden) werden und das strebe ich mit meinen anderen Charakteren nie an. Ich mag in Computerspielen Helden spielen die die Galaxis/Welt retten oder deren Verlauf ändern aber das ist für mich kein Rollenspiel in der Art wie ich Rollenspiel meine, wenn ich davon rede. Für mich sind andere Personen und die Interaktion mit ihnen, um die Geschichte zu schreiben, DAS ausschlaggebende Ding und da haben Helden und Galaxie-Supermenschen für mich keinen Platz. Da zählen die kleinen, ja fast alltäglichen Dinge. Daher hat für mich ein Computerspielrollenspiel auch keinen Wiederspielwert. Wenn ich die Geschichte einmal durch hab, dann ist sie für mich durch. Ich hab es schon öfter probiert, grad mit den Bioware-Spielen, aber für mich war die Geschichte erzählt und ich hab da nicht die Energie und Lust zu mir einen neuen Char auszudenken der quasi fast die gleiche Story nochmal erlebt. Das wäre dann für mich als würde jemand ein tolles Buch nehmen und es leicht umschreiben und einen neuen Protagonisten reinschreiben. Wie gesagt, ich finde es total interessant zu hören bei Freunden von mir aber für mich persönlich ist es eben nichts.

 

5. Welches Regelwerk/Computerspiel hat die für dich beste Charaktererschaffung?

Hrm. Auch dies ist wieder schwer für mich zu beantworten, da ich glaube, die Fragen wie schon vorher immer angemerkt abzielen auf die Unterscheidung von “Papierregelwerk” womit man dann P&P oder Live spielt zu “Computerspiel ohne Regelwerk” womit Computerspiele gemeint sind, die im Handel unter der Kategorie “Rollenspiel” stehen. Wenn ich jetzt aber mal mein Rollenspiel in MMOs ausblende (denn da ist die Charaktererschaffung ja nicht vorgegeben und daher extrem frei), dann muss ich für mich schon mal sagen, dass kein Computerrollenspiel für mich auch nur ansatzweise ranreichen kann an die Möglichkeiten zur Charaktererschaffung, die ein “Papierregelwerk” mir bieten kann. Das meine ich gar nicht als Kritikpunkt an die Spieleindustrie, sondern meine damit einfach, dass es durch das Medium bedingt ist. Um ein stringentes konsequentes und rundes Spiel zu programmieren KANN ich als Programmierer einfach nicht großartig viele Optionen einfügen, denn sonst wäre das Spiel glaub ich unbezahlbar (wobei es natürlich cool wäre *g*).
Ergo heißt es für mich schon mal Regelwerk > Computerspiel.
Was die Regelwerke betrifft so habe ich da tatsächlich keine Präferenz, denn ich kenne nicht so unglaublich viele. Eigentlich quasi nur die World of Darkness. Öh ja. *hüst* Dort habe ich aber unter den Regelwerken, die ich kenne, keine Präferenz, denn ich finde egal in welchem Teil der Welt man sich befindet ist man unglaublich frei wie man seinen Charakter baut.
Was die Freiheit bei der Charaktererschaffung angeht, so ist es jedoch sicher vorteilhafter einen Charakter für P&P zu bauen, da man dort nicht an seine eigenen physischen so wie psychischen Vorgabene gebunden ist.

 

6. Welches Regelwerk/Computerspiel hat für dich nicht funktioniert?

Tatsächlich habe ich mich nicht so richtig mit Shadowrun so wie D&D anfreunden können. Kann aber auch daran liegen, dass ich es im P&P gespielt hab und P&P eben nicht so wirklich was für mich ist. Shadowrun find ich noch spannender aber D&D ist mir irgendwie zu “flach”. Also zu sehr “Wir ziehen los als Abenteuergruppe, besiegen das Monster und holen seine Schätze” quasi. Ja, ich weiß, dass das so das Urgestein ist und deshalb ist es so und außerdem heißt es auch so aaaaaber ist halt nicht mein Ding. 😉

 

7. Wie wichtig sind dir Kämpfe beim Rollenspiel?

Die Frage find ich recht schwer zu beantworten, da ich nicht genau weiß, worauf sich das “Rollenspiel” in diesem Fall bezieht. Im Computerspiel sind sie halt existent weil…es ist ein Computerspiel (außer ein Telltale…ach ich führ jetzt nicht noch mehr Kategorien ein *g*) ist. Wichtig sind sie mir null und ich würd sie gerne streichen können. Ich spiele Computerrollenspiele auch grundsätzlich auf der Babypupseinfachmusseinfachvormichhinklicken-Stufe, damit ich schnell die Story mitbekomme.
Im Live Rollenspiel sind mir Kämpfe auch überhaupt nicht wichtig, da ich es nicht elementar für die Charakterentwicklung finde. Außer wirklich super vereinzelte Kämpfe aus voll wichtigen Gründen wie z.B. ein Duell oder so. Aber die “yay lasst alle auf dem Schlachtfeld prügeln” Spielerin war ich noch nie und werd ich auch nie sein. Für mich braucht es sowieso keinen Plot mit einem außenstehenden Gegner, ich brauche nur Charakterspiel.

 

8. Spielst du auch Charaktere, die nicht dein Geschlecht haben?

Nein, bzw. nur als super seltener NPC mal so ganz super selten. 😉 Ich kann mich überhaupt nicht identifizieren mit einem Charakter eines anderen Geschlecht bzw. spiele es auch dann mehr wie eine hölzerene Handpuppe und nicht irgendwie flüssig oder logisch was dann auch nix bringt.

 

9. Fantasy oder SciFi oder Horror oder ganz was anderes?

Fantasy. Manchmal SciFi. Quasi nie Horror.

 

10. Liest du gerne Bücher und/oder Fanfiction zu deinen liebsten Rollenspielen?

Bücher ja, Fanfiction nein. Generell lese ich suuuuuuuuuuuuuuuuuuuuper selten Fanfiction. Bei Büchern finde ich es spannend, wenn diese von Autoren der “Lore” geschrieben wurden, also die Autoren, die auch bei der Entwicklung der Welt teilhatten und über die Romane der Welt noch mehr Rundheit verleihen können.

 

11. Welchen Charakter aus Film, Buch oder Spiel musstest du erst lernen zu lieben?

OMG! Voll die krasse Frage! Böh…. *monitor anstarr*Öh….*eine rauchen geh* Mir fällt echt keiner ein. Bestimmt in dem Moment wo ich den Blogpost abschicke. Aber dann editier ich das noch rein. 😉

 

So. Endlich geschafft! Yay! Ich werfe das Stöckchen mal in die Runde zu niemandem konkret. Vielleicht hat ja jemand Lust es zu aportieren. 🙂

Meine Fragen:
1. Welches Computerspiel ist Dein liebstes Lieblingsspiel?
2. Spielst Du Computerrollenspiele öfter als 1 Mal?
3. Bevorzugst Du P&P oder Live Rollenspiel?
4. Wie intensiv setzt Du Dich mit einem Charakter, den Du spielst, außeinander?
5. Hat Dich das Rollenspiel als Mensch weiter gebracht? Hast Du z.B. etwas über Dich selber gelernt?
6. Rollenspielregelwerke als PDF oder als gedruckte gebundene Version?
7. Wie stark empfindest Du mit Deinen Charakteren mit?
8. Wie stehst Du zum Verlieren/ zum Scheitern im Rollenspiel?
9. Schreibst Du zu Deinem Rollenspielcharakter auch Geschichten ab von den Spielabenden?
10. Welche Art von Setting / Welt magst Du am liebsten?
11. Wie experimentierfreudig bist Du mit Deinen Charakteren?

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