Abendmahl

An diesem Abend war das Mahl eine fröhliche Angelegenheit. So oft es ihnen möglich war, saßen die Mädchen des Badehauses zusammen, um ihr Abendessen gemeinsam einzunehmen. Wie üblich fehlten ein oder zwei, da sie gerade bei Kunden waren, der Rest jedoch aß zufrieden die warme Suppe, die die Köchin für sie bereitet hatte. Ariana saß an ihrem neuen Platz am Kopfende der Tafel. Nachdem Marilla verheiratet war und nun in einer anderen Stadt unter einem anderen Namen ein neues Leben anfing, hatte Ariana die Leitung des Hauses übernommen. Ihre vormalige Wirkungsstädte und ihre Tante hatten sie ausreichend auf diese Position vorbereitet und keines der anderen Mädchen war alt genug oder schlau genug, um dieses zu machen und so war dies nun ihr Platz. Allgemein wurde sie von den Mädchen geachtet und die Geschäfte liefen weiterhin gut, auch wenn es unter ihnen ein oder zwei gab, in deren Augen, wenn sie sie anblickten, Neid und Missgunst geschrieben stand. Aber damit würde sie auch noch fertig werden. Ebenso würde sie auch noch irgendwie mit der verfluchten Buchführung fertig werden und in Sanah hatte sie eine hilfreiche Mitarbeiterin gefunden, die, anders als die anderen Mädchen, Schreiben und Rechnen konnte. Sie würden es schon schaffen. Zufrieden blickte sie in der Runde herum. Die Mädchen waren schön, engagiert und gut ausgebildet. Das Badehaus war perfekt gelegen und von bester Ausstattung. Und sie musste für die jungen Mädchen diesen Status erhalten, musste es weiter schaffen, dass das Haus einen untadeligen Ruf hatte und die Mädchen nicht gezwungen waren auf den Straßen für jeden dahergelaufenen Kunden zu arbeiten und sie würde es auch schaffen. Etwas müde ließ sie den Löffel in den leeren Teller gleiten und tupfte sich den Mund ab.

Sie musste etwas schmunzeln als sie an den Besucher von heute Abend dachte, dieser Reisende mit den hochmütigen Manieren. Er würde schon noch sehen, wohin ihn diese in dieser Stadt führen würden – nämlich nirgendwo hin. Doch Ariana war die Letzte, die ein lukratives Geschäft ausschlagen würde und so war sie gespannt darauf, was er ihr bis zum morgigen Mittag präsentieren würde. Würde dies nicht zu ihrer Zufriedenheit ausfallen, dann hatte er ein großes Problem am Hals. Es würde einen Tag, höchstens zwei, dauern, bis sein Ruf in der Stadt ruiniert wäre, bis ihm kaum einer mehr eine Arbeit geben würde oder der Magistrat ihn direkt entweder aus der Stadt jagen oder einkerkern ließ. Der Magistrat war bisher immer zufrieden mit ihrer Arbeit und sie wusste, wie sie ihn manipulieren könnte. Und ein, zwei Worte von ihren Mädchen an die richtigen Männer, die dies wiederum an ihre Freunde, Bekannten oder Geschäftspartner trugen und der liebe Herr Reisende hatte keinerlei Anlass mehr für irgendwie geartetes hochmütiges Verhalten. Der Brief an den Magistraten war bereits geschrieben, in dem sie ihm ein Treffen vorgeschlagen hatte und dieser hatte bereits eingewilligt. Kein Wunder bei der Situation. Sie wusste wie dieses Treffen ablaufen würde, er würde seine Anspannung an ihr auslassen und sich darüber aufregen, was vorgefallen war und so würden sie wieder mehr Informationen haben und dann, sollte dieser Reisende gefehlt haben, würde sie dem Magistraten mal etwas erzählen. Sie lehnte sich entspannt in ihrem Stuhl zurück. Heute war das Leben wirklich lebenswert. Doch fragte sie sich insgeheim, wie dieser Dravill fliehen konnte. Die Kerker Silfurts waren die beste bewachtesten in der Gegend, niemand konnte einfach so fliehen, vor allem nicht, da er angekettet gewesen war und schon gar nicht in seiner Verfassung, die sicher furchtbar gewesen war nach Monaten in dieser Zelle. Aber anscheinend war es tatsächlich gelungen. Bisher war noch nichts Konkretes an die Öffentlichkeit gedrungen, geflüstert wurde laut aber von Seiten des Magistraten oder der Stadtwache gab es noch keinerlei Informationen. Es ärgerte sie immens, dass sie bisher nicht in der Lage gewesen war diesen Leutnant Freibach in ihr Bett zu locken, genauso wie bisher kein anderes Mädchen Erfolg gehabt hatte. So wie sie wusste, hatte er weder Frau noch Geliebte und man konnte ihr nicht erzählen, dass ein Mann ohne die Befriedigung seiner Gelüste leben konnte und wollte. Irgendetwas musste sie in diesem Fall nicht bedacht oder gesehen haben, aber sie würde es schon noch raus finden. Vielleicht wäre dies auch eine kleine Frage an den Magistraten für den morgigen Abend. Sie würde es in der Situation entscheiden.

Dann erhob sie sich vom Tisch und wünschte den Mädchen eine gute Nacht. Ihr Tageswerk war vollbracht und da sie nun diese neue Position hatte, brauchte sie sich nicht mehr alle Nächte um die Ohren schlagen, wenn es ruhig war. Anstatt dessen würde sie das so einfach verdiente Silber von heute Abend dafür ausgeben, etwas von diesen edlen Ölen aus dem Süden zu ordern, die so beliebt bei den besseren Kunden waren. Und so machte sie sich daran diese Bestellung zu schreiben und konnte sich dann, zufrieden mit sich selbst, in ihre weichen Federn gleiten lassen und einen ruhigen Schlaf finden.

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Da Najisa ja dann doch nicht angefangen hatte zu spielen und sie ja eigentlich die Leiterin des Badehauses spielen wollte, habe ich jetzt mal diese an mich „gerissen“. Erstens, da es für mich als Spielerin schwer ist ohne Führung solch einen Charakter zu spielen und zweitens, da ich finde, dass es für alle Spieler einen leitenden gespielten Charakter für das Badehaus geben muss. Ich hoffe, dass das niemanden stört, sondern eher freut und viel Anlass für ein schönes Play bietet.