Ein Brief aus Gondor

Angespannt stellte sie das soeben geleerte Glas zurück auf den Schreibtisch. Auch dieses Pulver gegen die Kopfschmerzen wollte nicht mehr so recht helfen. Ihr ging es einfach jeden Tag elend. Elend aufgrund der übermäßigen Zahl der Verluste, die sie Tag für Tag zu vermelden hatte. Jede neue Liste mit Gefallenen jagte ihr neue Schmerzen durch den Kopf und das Herz. Gute Männer, die für Gondor im Krieg kämpften und ihr Leben ließen für die gute Sache. Doch es waren zu viele als das für jeden eine angemessene Trauerzeremonie stattfinden konnte und so hatte sie angeordnet, dass jeden Morgen eine kleine Zeremonie abgehalten werden sollte. Doch nicht nur das Haus Valdoran verzeichnete solche Verluste, ganz Gondor wurde tagtäglich um so viele gute Männer ärmer. Wann dieses Sterben ein Ende hat? Sie legte die Liste der Gefallenen zur Seite und öffnete ein neues Schriftstück. Ein Brief von einer Bekannten aus Minas Tirith, welches sie sogleich neugierig las. Diese Briefe waren derzeit ihre einzige Informationsquelle über die Vorkommnisse innerhalb der Oberschicht in Gondor. Sie selber hatte schon zu lang keine Zeit mehr sich gesellschaftlich zu zeigen.

Erstaunt las sie über den Fürsten zu Minas Faer. Ihre Augenbraue hob sich leicht. Der Herzog von Ost-Agar…wer hätte das gedacht. Sie schnaubte leicht amüsiert bei der Vorstellung wie ein Mann dieses Hauses durch den Haushalt von Minas Faer trampelte. Honigbonbons verschenken würde dieser Mann auf jeden Fall nicht. Nun, aber ihr war auch nichts schlechtes über ihn bekannt. Sie musste ihm schreiben. Diese Bekanntschaft wäre sehr vorteilhaft für ihr eigenes Haus. Sie musste ihm selber schreiben. Ihr Kämmerer war zu sehr damit beschäftigt die Truppenverpflegungen zu organisieren, als dass sie sich es leisten konnte, ihn als Sekretär zu nutzen. Also nahm sie ihre Feder zur Hand und ein neues Pergament und begann zu schreiben.

 

Euer Gnaden, Fürst zu Minas Faer und Herzog zu Ost-Agar,

 

soeben erreichte mich die Nachricht, dass Ihr nun diesen weiteren Titel tragt und Euch das Fürstentum Minas Faer zugesprochen wurde. Meine Bekanntschaft zu dem ersten Fürsten entwickelte sich, als ich selber im Breeland weilte, und somit möchte ich Euch hiermit meine Glückwünsche und meine besten Wünsche für Eure Zukunft aussprechen. Aufgrund des Kriegszustands unseres Landes ist es mir leider nicht mehr möglich gewesen, selber im Breeland zu verweilen. Ich wünsche Euch mehr Glück bei Euren Vorhaben, als es mir vergönnt war. Ich bin sicher, Eure Truppen werden glorreich für Gondor streiten selbst wenn Eure Person nicht an ihrer Seite kämpft. Mögen die Valar Eure Wege ebnen und uns allen im Kampf gegen das Böse beistehen.

 

Somit verbleibe ich grüßend,

Linbeth Valdoran

Fürstin des Hauses Valdoran in Ethir Anduin