“Mit einem heitern’ und einem nassen Aug’” (Ein Brief an Ellena)

Liebe Ellena,

zu viele Tage sind vergangen, seit dem wir uns gesprochen haben. Ich hoffe, es ergeht Dir wohl und Du bist von dem Gedanken, das Breeland und uns zu verlassen, abgekommen. Ich hoffe, ich konnte es Dir vermitteln, dass wir Dich hier benötigen und Du nicht mehr das Gefühl hast, ungebraucht zu sein. Natürlich kann ich es nachvollziehen, dass es Dich drängt wieder in unsere Heimat zu gehen. Doch erreichen mich immer wieder neue Berichte von den starken Unruhen dort und ich denke mittlerweile, dass niemand, der nicht Krieger ist und auf dem Schlachtfelde zu stehen vermag, in unserem Heimatland benötigt wird und sogar vielleicht eine Last sein kann.

Ich denke, liebe Ellena, dass unsere Aufgaben weiter hier an der Seite unserer Männer liegen. Und nicht nur, dass wir für unsere Männer da zu sein haben, nein, sie auch leiten müssen in der Art und Weise, wie es nur uns Frauen möglich ist. Wir müssen Ihnen den Weg zeigen, den sie zu gehen haben, in einer Art und Weise, dass sie denken, dass es ihre eigene Entscheidung war eben jenen Weg zu gehen. Und nicht nur benötigt Atherton Dich und mein geliebter Gemahl mich, sondern ebenso benötigt Cinlir Dich und ich denke, ich werde Atherton behilflich sein können. Lass uns diesen Pakt schmieden für das Wohl ihrer Seelen, für das Wohl unserer eigenen Seelen und für das Wohl des Hauses Minas Faer.

Ich verbringe derzeit sehr viel Zeit zu Hause, mich schonend und darauf wartend, dass mein Gemahl nach getaner Arbeit in den Schoß seiner Gattin zurück kehrt, denn dieses Gebräu, was der Alchimist mir bereitete, ist von gar wunderlicher Natur. Ich erröte alleine bei dem Gedanken daran, aber solltest Du, liebe Ellena im Ehebette einmal Probleme haben, so werde ich Dir von diesem Trank etwas zukommen lassen. Es hat eine gar beeindruckende Wirkung. Nur hoffe ich, dass dieses mit den Gebeten an die Valar zusammen meinen Gemahl und mich von unserer Problematik erlösen wird und uns einen Erben schenken wird. Ich weiß, dass auch Deine Gebete dieses einschließen und unter uns gesagt müssen die Valar von gar sonderlicher Natur sein, wenn sie die Bitten von zwei so reizenden Frauen wie wir es sind, ausschlagen, oder nicht?

Und so verbringe ich meine Tage damit, den Sonnenschein im Leben meines Gatten zu erhalten, der tagtäglich immer neue Rückschläge einstecken muss. Ist Dir schon zu Ohren gekommen, was der Kämmerer – nun der vormalige Kämmerer getan hat? Was für verblendete Jungen. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen wirklich an Jahren voraus bin, doch fühle ich mich gar abscheulich alt wenn ich mich mit diesen beide Jungen vergleiche. Ich weiß nicht, was diese beiden dazu veranlasst hat plötzlich eine Art Sturm und Drang Phase zu entwickeln, wo doch ihre Situationen im Leben gesichert waren und trotz ihrer absonderlichen Neigungen ihnen keine Strafe seitens meines Gatten drohte. Vielleicht, da Du Herrn Izhkarioth und Herrn Flaré länger und besser kennst, kannst Du mich in diesem Falle erleuchten.

Besonders in der letzten Nacht fiel es mir schwer meinen Gatten wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Am gestrigen Abend wurde die Wache des Hauses nun vollständig an die Klingen Merouns abgetreten und natürlich trifft dieses meinen Gatten besonders hart, wenn ich aber aus seinen Worten und Taten vor allem ein Mitfühlen mit Sir Aldorn spüre. Ich werde schnellstmöglich unseren Ritter besuchen gehen. Unser Kontakt war bisher nur sporadisch doch schätze ich ihn äußerst hoch ein und selbst wenn der Gedanke derzeit vielleicht noch etwas sonderbar erscheint, wer weiß, könnte dieser Herr aus dem Breeland der nun Ritter Gondors ist, eines Tages ein Freund werden, so wie ich das Gefühl habe, er auf dem Wege ist, ein Freund meines Gatten zu werden. Auch hoffe ich inständig, dass sich Deine und meine Wege demnächst wieder treffen werden und wenn es nur eine gemeinsame Stunde des Musizierens ist.

Mögen die Valar Dich und Deinen Gemahl mit Wohlergehen segnen,

Sybell Winthallan