Dies ist die Rede, die Sybell auf dem Sippentreffen gehalten hat.
Blut für Blut ist das Motto und die Lebensphilosophie des Herzogtums Ost Agars. Ein Motto, welches mein werter Gatte und ich mit in diese Landen brachten und welches durch unsere beiden Personen seit dem wir das Erbe des Fürstentums zu Minas Faer antraten damit verbunden ist. Und somit möchte ich Euch auch als das Blute Ost Agars grüßen.
Wir erbten das Fürstentum durch den Tod des vormaligen und ersten Fürsten zu Minas Faer Alejandro Salas. In unserer ersten Zeit in diesen Hallen war uns dieser Mann nicht bekannt und doch wurden wir schnell mit dem Andenken, welches der ganze Haushalt stark und voller Liebe in seinen Herzen trug, konfrontiert. Es erschien schwer in diese Fußstapfen zu treten, Fußstapfen, die in den Köpfen der Mitglieder des Haushalts gar wie von einem heiligen Licht erleuchtet wurden. Und doch strebten wir es an, das Andenken Salas’ hochzutragen und doch den Weg Ost Agars zu beschreiten. Viele Personen halfen uns dabei, indem sie uns mit dem Mann Salas, so wie er in ihrer Erinnerung stand, vertraut machten. Andere Personen warfen uns dagegen vor, dass wir dieses Erbe auf den Befehl des Truchsess hin antraten. Ich zürne Ihnen nicht, dass sie diese Vorwürfe formulierten, denn ihr Denken war von der Trauer beeinflusst.
Über die Zeit versuchten wir einen Weg zu finden, der sowohl der Weg Ost Agars und doch auch der Weg Minas Faers sein könnte, ein blutroter und doch schattengrauer Weg. Er wurde je mehr wir über den vormaligen Fürsten erfuhren immer deutlicher und wir nahmen entschlossen die ersten Schritte, überzeugt davon, dass die Mitglieder des Haushalts unser Streben erkennen würden, überzeugt davon, dass man gemeinsam diesen Weg bestreiten könne, überzeugt davon, dass der Eid, der geleistet wurde, in den Herzen des Haushalts in ebenso starken Lettern geschrieben stand wie in unseren eigenen Herzen. Doch wurden wir enttäuscht. Und mit „wir“ meine ich nicht meinen Gatten und mich, sondern alle Mitglieder des Haushalts, die mit erhobenen Kopf und starkem Rückrat und einem Herzen voller Ehre und Liebe, in denen das Erbe Salas immer noch strahlend geschrieben stand, den gemeinsamen Weg anstrebten. Wir wurden enttäuscht von Personen, deren Worte voller Scheinheiligkeit und Falschheit waren und die sich von dem Haushalt entfernten durch feige Flucht und verblendete Handlungen.
Namen zu nennen, wäre die Namen von Verrätern, Narren und Toten zu nennen. Verräter, weil sie das Erbe ihres so scheinheilig verehrten vormaligen Fürsten durch ihre Eidbrüche und Worte beschmutzten. Narren deshalb, weil sie zu verblendet waren, um dieses zu sehen. Und Tote, weil ein Eid nur durch den Tod gebrochen werden kann.
Und so starb durch ihre Handlungen Fürst Salas einen zweiten Tod, einen Tod, den er ebenso wenig verdiente wie den ersten und der das Herz meines Gatten und mir voll Trauer füllt. Doch wird diese Trauer erhellt durch die Gesichter, die ich vor mir sehe. Gesichter von Personen, die weiterhin die Vergangenheit im Herzen tragen und doch mit wachem Verstand und Ehre in die Zukunft blicken. Und dieses erfüllt mich mit Liebe und Stolz und mein Herz schlägt stark voller Hoffnung für die Zukunft.
Die Zeit des Kennenlernens und des Suchens des Weges ist vorbei und es beginnt die Zeit, in der wir offen und mit erhobenem Haupte diesen Weg gemeinsam mit einem Lächeln gegenüber unseren Freunde und dem gezückten Schwert gegenüber unseren Feinden bestreiten.
Und so möchte ich vor Euch, ehrenhaftes Blute Ost Agars und treue Lehen Minas Faers, die Masken fallen lassen. Mein Gatte und ich sahen uns schon seit Anbeginn unserer Ehe dazu gezwungen, Masken zu tragen. Diese Masken mögen vielen von Euch vermittelt haben, dass der Fürst und die Fürstin, die selber keine Liebe zu sich im Herzen tragen, auch keine Liebe für ihre Lehen aufbringen können. Doch möchte ich Euch die Angst nehmen. Mein Gatte und ich sind stets eine Einheit und auch wenn wir uns genötigt sahen ein anderes Bild zu vermitteln, so schlagen unsere Herzen voller Liebe für einander und diese Liebe entspricht der Liebe, die wir für die haben, die durch den Lehenseid mit uns verbunden sind. Diese Liebe steht strahlend und fest wie eine Sonne über dem Weg, den wir gemeinsam bestreiten und aufgrund dieser Liebe würden wir jederzeit unser Blut für das Eure geben, wie wir aber auch erwarten, dass Ihr Euer Blut für unseres gebt.
Der Eid, den Ihr leistetet, war Euer Tod. Euer zweites Leben wird geprägt sein von Liebe und Ehre. Blut für Blut.