Lord! we know what we are, but know not what we may be.

Die gestrige Nacht war furchtbar. Ich weiß nicht, wieso Cinlir und ich den so gearteten Zorn der Valar auf uns gezogen haben. Ich habe die Nacht im Freien verbracht. Nach unserem Gespräch brauchte ich erst einmal Ruhe und frische Luft. Dann muss ich eingeschlafen sein. Ich versprach ihm gestern Nacht, da zu sein, wenn er erwacht. Ich brach dieses Versprechen. Ich versprach ihm bei unserer Eheschließung ihm ein gefolgsames Weib zu sein und seine Kinder zu gebären. Auch dieses Versprechen konnte ich bisher nicht halten. Ich schlug ihm vor die Ehe trennen zu lassen. Er muss einen Erben zeugen. Dies ist seine Pflicht. Und mit mir als seiner Gattin kann er dieses augenscheinlich nicht erfüllen. Er schiebt alle Schuld von mir, meint, dass er, da er untreu war, so den Zorn der Valar auf sich gezogen hat. Und doch ist es die Schuld der Gattin, wenn sie keine Kinder gebären kann. Nachdem nun der vormaligen Fürstin die Freiheit geschenkt wurde, liegt es nun an Cinlir das Haus Winthallan und das Haus Minas Faer weiterbestehen zu lassen. Und als seiner Gattin auch an mir. Ich werde einen erneuten Versuch unternehmen die Medica zu erreichen und ebenfalls den Alchemisten werde ich kontaktieren. Dieses wird mein letzter Versuch sein. Sollte ich auch dann noch unfähig sein, sein Kind unter dem Herzen zu tragen, so werde ich gehen. Ich weiß, dass er mich nicht gehen lassen wird, doch gibt es immer Mittel und Wege ihn dazu zu bringen. Zur Not werde ich mir etwas einfallen lassen, damit er mich gehen lassen muss. Der bloße Gedanke daran zerbricht mir das Herz und doch werde ich für ihn diese Schuld und Schande auf mich nehmen. Zu viel hängt daran. Zu viel liegt sowieso schon auf seinen Schultern.

Und so sind meine Gedanken düster während ich die meiste Zeit in unserem Heim sitze. Zu dumm war ich, als ich mir den Knöchel verstauchte. Und so rächt sich meine Dummheit mit gähnender Langeweile. Ein Lichtblick hätte das Ganze haben können als ich am gestrigen Tage eine Nachricht von dieser kleinen Dirne erhielt, die im Auftrag von meinem Gatten mir eine Geschichte erzählen sollte. Ebenfalls war sie schon wohl bei der Gräfin. Ich muss mich bei dieser einmal erkundigen, denn die junge Erzählerin kam nie bei mir an und ich erhielt auch keinerlei Antwort auf meine Nachricht. Dieses erscheint mir doch als äußerst unverschämt und vor allem frage ich mich, was vorgefallen sein muss, da sie wohl nur einen begrenzten Zeitraum von meinem Gatten bekam, um diese Geschichten zu erzählen welcher nun wohl heute abgelaufen sein muss. Entweder es ist etwas vorgefallen oder sie ist ein naives undankbares Ding.

Und so sitze ich weiter gelangweilt in unserem Hause. Aber ich bin, wenn man es einmal genau betrachtet, auch selber Schuld. Mein Gatte hatte sich mit Sir Aldorn duelliert. Ich war froh, da er nun endlich jemanden gefunden hatte, mit dem er seine Klinge kreuzen kann. So begab ich mich dazu, als sie ein weiteres Duell ausfochten als mein Gatte sich „auslasten“ musste, wie er es so schön nennt. Und, warum weiß ich selber nicht genau, ich stolperte wohl irgendwie. Kurzum, sowohl mein Gatte als auch ich trugen im Endeffekt Blessuren davon. Cinlir bekam von dem Hauptmann einen ordentliche Kinnhaken aus Versehen als beide abgelenkt von meinem Sturz waren und ich eben von jenem Sturz.

Das Schlimmste dabei ist, dass ich meinem Gatten seine so nötige Ablenkung und Auslastung genommen habe. Etwas, dass er vor allem in der Situation dringend nötig hatte nachdem dieser vermaledeite Brief mir von dem Grafen Salas überreicht wurde. Ja, der Graf Salas. Was für ein…Kauz Gossenju merkwürdiger Mann. Er scheint zwar eine aufrichtige und ehrliche Person zu sein doch ist sein Benehmen mehr als fragwürdig. Nun, unfreundlich war er durchaus nicht, doch nützt er eine Sprache, die einem Gossenjungen angemessen ist. Und so etwas war er wohl, wenn ich es richtig verstanden habe. Zum Grafen ernannt als es der vormalige Fürst für nötig erachtete das Eheversprechen mit dem Geschlecht zu Linhir aufrecht zu erhalten. Nun frage ich mich, ob die Gräfin nur aufgrund dieses Versprechens ihn heiratete oder ihn wirklich liebt. Ich werde einmal erneut das Gespräch auf ihn bringen. Und ich muss gestehen, dass trotz der Befremdung, die ich empfinde vor solch einer Art Graf zu stehen, so empfinde ich ebenso Mitleid mit ihm. Wie will er in der hohen Gesellschaft in Gondor bestehen? Und welches Bild wirft sein Benehmen auf seine Gattin? Sie werden in Gondor belächelt werden. Ich werde versuchen hilfreich unter die Arme zu greifen.

Er gestand dann doch offen seine Schuld ein, wenn auch wirklich verspätet. Er gestand den Leichnam seines Bruder entführt zu haben, wenn man jenes so nennen kann und auch das Pferd mitgenommen zu haben. Doch das Pferd, jenes ist Diebstahl. Das Gesetz in Gondor schreibt vor, was mit Dieben zu tun sei. Ich versuchte Cinlir davon abzuhalten jenes Gesetz anzuwenden, versuchte ihn zu überzeugen, dass er Gnade walten lassen muss in diesem Falle. Doch scheint für ihn fraglich, ob der Haushalt jene Gnade als eben solche erkennen würde. Und für mich ist weiterhin fraglich was bei den Valar Salas alles hat durchgehen lassen müssen. Ich muss weiterhin diesbezüglich forschen und Augen und Ohren offen halte.

Wenigstens einige Lichtblicke in dem düsteren Alltag der meist durch öffentliche Auseinandersetzungen mit Cinlir geprägt ist. Am gestrigen Abend stritten wir uns einmal mehr bühnenreif vor der neuen Magd. Ich habe ihren Namen vergessen. Man gab mir zu verstehen, dass sie die vormalige Zofe der Gräfin war. Merkwürdige Person. Grauhaarig, riesengroß und doch eine Maus…meisten. Sie hat ihre Grenzen wirklich für eine Sekunde überschritten und musste unter meiner Stimmung leiden. Nun ich hoffe, dass die Anstrengungen nicht vergeblich waren.

Und nun werde ich Nachrichten an die Medica und den Alchemisten senden, dass ich sie zu sehen wünsche und werde meine Gebete an die Valar sprechen.