Ich habe da diesen Energy-Drink gefunden, welcher so unglaublich nach künstlichem Blaubeeraroma schmeckt, dass es, je nach Betrachtungsweise, eine Art creepige Freude ist. Einerseits ist es gruselig, dass man einen künstlichen Geschmack schon so sehr auf das eigentliche natürliche Produkt zurückführen kann, obwohl es im Endeffekt kaum danach schmeckt. Das ist wie künstliche Banane oder künstliche Erdbeere. Andererseits ist dieser Geschmack eine Freude für mich deshalb, weil er mich an meine Kindheit erinnert, genauer gesagt an mein My little Pony “Blueberry Basket”, welches original so gerochen hat, wie das Zeugs schmeckt. Mein Vater, welcher als Flugingenieur gearbeitet hat, war aufgrund seines Berufs ungefähr 1-2 Mal pro Woche im Durchschnitt in Amerika und da er dort Zeit hatte und in Amerika die Spielsachen wegen des guten Wechselkurses von D-Mark zu Dollar und genereller billiger Produktion meist wesentlich billiger waren, kam der Großteil meines Spielzeugs immer aus Amerika. Einerseits war das natürlich toll, weil ich dadurch Dinge hatte, die niemand anderes hatte (es gab Sondereditionen von Barbies, My little Pony oder Disney-Dinge) andererseits war das natürlich auch doof, weil man oft ja genau das haben wollte, was die anderen hatten. Man kennt das ja. Ich hatte aber das Glück, dass ich nie so unter Peerpressure litt, von daher war es schon ganz ok. Aber zurück zu My little Pony. Die Variante gab es in Deutschland nicht. Ich glaube, in Deutschland gab es eh keine Ponies, die rochen. Soweit ich mich erinnere oblag dieses auch der generellen Anti-Chemikalien-in-Spielzeugen-Welle in den 80ern, die dazu führten, dass die Auflagen wesentlich strenger waren. Oh well, ich hatte das möglicherweise fragwürdige Ami-Spielzeug. Unter anderem eben auch das Blaubeer-Pony. Ich habe auch ein Bild im Internet gefunden mit dem entsprechenden Hinweis:

Dieses Pony war mein absolutes Lieblingspony, bzw. es war auf Platz 2, denn Platz 1 nahm und nimmt immer Applejack ein – äh ja. Aber dies Pony roch total “köstlich” nach künstlichen Blaubeeren, war hellblau (ich liebte damals Hellblau) und hat lila Augen (lila <3) und Flügel (Flügel <3). Leider habe ich keine meiner Ponies mehr, da ich irgendwann in der Pubertät von meinen Eltern gezwungen wurde meine komplette Sammlung, was glaube ich ungefähr 12 Stück waren, und meinen My little Pony-Stall (ja mit Pony-Bett…), so ein tragbares ausklabbares Dings wo man mit denen spielen konnte und sie gleichzeitig transportbereit verstauen konnte, an die Kinder von einem Arbeitskollegen meines Vaters zu geben. Meh. Ich hab irgendwann später versucht die Ponies zurück zu kriegen, ich glaub vor 10 Jahren oder so, aber sie waren schon weiter verschenkt. Jetzt bleibt mir nur die Erinnerung an meine geliebten Ponies. Meine Liebe dafür ist überhaupt auch an sich irritierend, da ich als Kind nie über Ponies und Pferde ausgeflippt bin. Ich bin ein paar Mal mit pferdeverrückten Freundinnen geritten, bzw. habe die Reitstunden ausprobiert, aber irgendwie war das nie was für mich. Ich fand Pferde zu groß, zu stinkend, haarig und habe sie nicht verstanden. Ähnlich wie Hunde. Aber die duftenden Plastikpferde waren toll 😉 Noch dazu liebte ich den Blaubeerduft, weil ich mit meinem Opa immer im Wald Blaubeeren pflücken gegangen bin und danach immer aussah als hätte ich Freischwimmen in den Blaubeersträuchern geübt. Und das war nicht nur toll weil ich Blaubeeren total gerne mag und weil mein Opa ein großartiger Mensch ist und weil im Wald sein generell großartig ist, sondern auch, weil ich mich dort komplett einsauen konnte, ohne dass meine Mutter einen Herzanfall bekam wie ich denn schon wieder aussehe. Ich erinnere mich noch, dass ich bei meiner Einschulung Schelte bekam, weil in dem neuen Kleid, welches ich zur Einschulung bekam, Grasflecke waren. Ich mein, ich war 6, es waren alle meine Freunde da und wir haben auf dem Schulfhof gespielt weil wir halt so glücklich waren, dass wir jetzt voll die Schulkinder sind. Aber naja, die Ansprüche meiner Mutter. Mehr dazu vielleicht ein anderes Mal.

Warum ich aber eigentlich über das Thema blogge, nein ich wollte nicht nur in blaubeerduftenden Kindheitserinnerungen schwelgen, ist, dass mir bei der Erinnerung an My little Pony meine Gedanken weiter wanderten und ich wieder darauf stieß, dass ich überhaupt nicht damit aufgewachsen bin, dass Mädchen, was jetzt rein die Interessen betrifft, so oder so sein zu haben. Ich hab mit einer Freundin und ihrem Bruder mit My little Pony gespielt, mit anderen Barbies und generell war ich super viel mit den Nachbarskindern unterwegs und dort haben wir draußen rumgewühlt und auch alles von Familie über He-Man oder sonst was gespielt. Ich habe Hütten im Wald gebaut und bin auf Bäume geklettert. Ich hatte auch Lego und den Märklin Stabilbaukasten meines Vaters, der schon leicht angerostet war aber immer noch toll. Ich habe alle Farben getragen, sowohl Rock als auch Hose und konnte einfach das machen, was ich toll fand. Es gab kein “für Mädchen” oder “für Jungs” es gab nur “für Kinder”. Und wir Kinder haben eigentlich immer zusammen gespielt und es fing erst so mit 11 oder 12 an, dass Jungs blöd wurden und man in den Iden der Pubertät anfing sich mehr zu ärgern und getrennter zu agieren. Als ich 7 war durfte ich entscheiden welche Farbe mein Badezimmer und mein Kinderzimmer im neuen Haus haben würden, da wir da gerade eines neues Haus bauten. Ich entschied mich für Hellblau bei dem Badezimmer und Gelb/Braun (es gab eine Tapete mit entsprechenden Herzchen drauf und so war ein Teil pastell gelb gestrichen und ein Teil hatte diese Tapete) bei dem Kinderzimmer. Meine Mutter hat nicht gesagt “Aber Rosa ist doch viel schöner”, noch wurde es einfach eingerichtet ohne dass ich Mitspracherecht hatte, noch hatte ich zu dem damaligen Zeitpunkt die Vorstellung, dass Rosa und Feen und Dinge irgendwie besonders Mädchenhaft waren. Ich fand es toll, keine Frage, aber andere Sachen waren auch toll oder toller. Und ich wollte bitte nicht in einem rosafarbenen Zimmer leben. Das war auch keine Abkanzelung zu irgendwem, es war zu der Zeit einfach nicht so omnipräsent wie jetzt. Und das ist genau das, was mich wirklich irritiert. Wir leben in einer (westlichen) Welt in der, theoretisch, die Frauen immer mehr Rechte bekommen, in der wir alle immer freier werden das zu tun, was wir wollen. Und dann entstehen plötzlich Dinge wie diese ganze Pinkifizierung und “für Mädchen/Frauen” und “für Jungs/Männer” Dinge, die einen direkt in Schubladen stopfen und wo man bitteschön gefälligst die rosagefärbten möglicht unscharfen Glitzer-Kartoffelchips (Übertreibung!) toll zu finden hat, wenn man das “Problem” hat, sich als Frau zu identifizieren. Ich möchte nicht sagen, dass ich die Produkte an sich scheiße finde. Ich mag Rosa, ich mag nicht scharfe Dinge etc.pp. Aber Ihr kennt das sicher, dass in einem bei dem Anblick des gefühlt 39238. gegenderten Produkt einem langsam aber sicher die Magensäure die Speiseröhre hochsteigt und man einfach nur noch mit den Mädchen-Überraschungseiern die Marketingmenschen und jeden, der dies ohne nachzudenken kauft, abwerfen will, während man wie ein HB-Männchen auf den Männer-Chips- und Frauen-Chips-Tüten rumspringt und eventuell etwas mentale Befriedigung durch das knirschende Geräusch der zermatschten Chips bekommt.

Aber genug davon, ich möchte auch gar nicht in eine Genderdiskussion etc. abrutschten, das können andere wesentlich qualifizierter als ich. Ich möchte einfach nur, während ich meinen wahnwitzig süßen Blaubeer-Energydink schlürfe, kurz meine Gedanken mitteilen und auf Pinkstinks.de hinweisen. Übrigens auch auf die Consulting Nerd Girls, die, ganz die Nerds die wir sind, Bücher, Filme, Computerspiele, Serien etc. per Hangout besprechen und auch einen besonderen Schwerpunkt auf die jeweiligen Frauenrollen legen. Diesen Mittwoch bin ich übrigens mit dabei und es dreht sich um Etiquette & Espionage von Gail Carriger.

Ich bin lieber Blueberry-fied als pinkified 🙂

P.S. Außerdem ist auch Blueberry Muffin von Emily Erdbeer die Beste, weil sie Bücher liebt und voll klug ist und lila-blau trägt. So.