Unsicherheiten

Liebste Merit,

ich schreibe diese Zeilen in Hoffnung, dass sie Dich doch irgendwie erreichen mögen. Vielleicht kann ich einem Boten des Hauses, der nach Gondor unterwegs ist, diesen Brief mitgeben. Du siehst, dass ich einigermaßen heil wieder im Breeland angekommen bin. Der Weg zurück war einer der schwersten meines Lebens und ich habe ein Andenken von so einem verfluchten Ork bekommen, das mich ein Leben lang an diesen Weg erinnern wird. Ich bin jetzt schon einige Zeit wieder zurück und stehe tatsächlich seit dem Abend meiner Rückkehr im Dienst von Fürst Winthallan. Es ging alles schneller als gedacht und nun bin ich eine Gardistin…und das Deine Bryanne. Ja, ich muss selber etwas darüber lachen. Ich gebe mein Bestes Dich und meine Geschwister, die immer meine Geschwister bleiben werden, stolz zu machen auch wenn ich mich ganz sicher in einigen Dingen ganz furchtbar anstelle. Ein junger Bruder von uns, Dankmar, steht auch in den Diensten des Hauses. Auch hier gebe ich mein Bestes ihm eine gute große Schwester zu sein auch wenn ich nicht glaube, dass ich sonderlich gut darin bin.

Ach Mutter, ich vermisse Dich wirklich sehr…bräuchte ich doch gerade jetzt so sehr Deinen Rat und ich habe hier keine Frau an die ich mich wenden könnte, keine Frau, die mir eine Freundin sein könnte. Die anderen Gardisten sind größtenteils sehr nett und haben mich in ihre Reihen akzeptiert, hab ich doch zumindest den richtigen Namen, um mir ihren Respekt tatsächlich nicht erst erarbeiten zu müssen und zum ersten Mal in meinem Leben muss ich zugeben, mich vielleicht ein bißchen auf ihm auszuruhen. Aber damit wird Schluss sein. Ich werde Euch stolz machen, dass verspreche ich, und eines Tages für das Haus an die Front ziehen und Lucan und jeden meiner gefallenen Brüder und Schwestern rächen. Darauf gebe ich mein Wort vor den Valar. Nur bis dahin muss ich noch sehr viel lernen und ich bin dabei dieses zu tun.

Aber Merit, es gibt da jemanden, der mich sehr interessiert…und ja, vielleicht hat die dumme Bryanne schon ihr Herz an ihn verloren, obwohl sie es eigentlich besser wissen müsste. Er ist etwas zu alt für sie, kommt aus einer ganz anderen Welt und wurde von der Liebe enttäuscht. Und Deine Bryanne hat mal wieder nichts besseres zu tun als ihr Herz an jemanden zu hängen, der ihm wahrscheinlich weh tun wird wenn auch sicher unwillentlich. Ich bräuchte Deinen Rat, bräuchte Deine Menschenkenntnis, um mir zu sagen, ob es ein Hirngespinst ist oder ob es Chancen hat. Ich selber weiß es einfach nicht. Ja ich weiß Du wirst sagen, dass ich es ihm zu verstehen geben sollte wie ich fühle aber weißt Du, das kann ich derzeit nicht…noch nicht. Er ist zwar sehr freundlich und so zu mir aber wahrscheinlich ist dieses eben nur freundschaftlich und mehr nicht. Ich hab viel zu viel Angst mich völlig zu blamieren und dann jeden Tag mit Bauchschmerzen zum Dienst gehen zu müssen. Ich würde ja Dankmar einweihen, aber er ist erstens ein Mann und zweitens noch viel zu jung, ich glaub nicht, dass er mir da helfen könnte. Meine Güte, ich habe mich mal wieder in eine richtige Bredouille gebracht aber Du weißt ja, dass das eine Spezialität von mir ist. Aber weißt Du, wenn ich ihn so sehe mit seiner Uniform und wenn er mir Befehle gibt oder mich einfach nur anlächelt…ich würde so gerne für ihn sorgen, wäre sicher eine gute Ehefrau…würd für ihn kochen, mich um sein Wohl kümmern und hätte doch Verständnis für seine Aufgaben und seinen Dienst. Wahrscheinlich wunderst Du Dich, dass ich seinen Namen nicht hier schreibe, aber selbst das ist mir derzeit noch zu riskant…Du kennst ihn außerdem wahrscheinlich, hast mal aus Berichten von Damares von ihm gehört, denn er steht schon lange in den Diensten des Hauses. Oh Merit, was tue ich da bloß? Wahrscheinlich sollte ich ganz schnell aufhören an ihn zu denken, aufhören derlei Geschenke an ihn zu machen und einfach Gardist Meroun sein bis ich ich bereit bin an die Front zu ziehen, aber ich kann einfach nicht. Ich nehme es mir jeden Morgen bei meinen Übungen vor und dann komme ich zum Dienst und zack, ist wieder dieses Gefühl in meinem Bauch da. Törichte Bryanne!

Aber jetzt rede ich die ganze Zeit nur von mir und dabei drängt es mich zu wissen wie die Lage im Fuchs ist. Wenn Du einen Moment Zeit finden könntest und eventuell sogar einen Boten, der mir den Brief überbringen könnte, so wäre ich eine der glücklichsten Menschen in Mittelerde.

Ich bete jeden Tag zu den Valar für Euer Wohlergehen! Mögen Sie Ihre Hände schützend über Euch halten!

Uns ist der Zorn!

In Liebe, Deine Bryanne