A dream itself is but a shadow.

Man könnte meinen, der Krieg ist nun auch im Breeland angekommen. Und doch, ist es eine gänzlich andere Art des Krieges, wie alle in diesem Haus gewöhnt sind. Die Weisen und Elben sprachen von dem Dunkel, welches sich aus dem Osten nähert. Vielleicht ist es nicht nur ein Feind, dem die Krieger ins Augen blicken können, sondern mehr als das. Eine Verdunkelung der Seelen der Menschen, die sie dazu bringt sich gegeneinander zu wenden. Zu oft in den letzten Wochen denke ich, ist dieses nun auch hier der Fall. Die Einzigen wirklichen Lichtblicke dieser Tage sind, wenn ich in dem Zimmer von Theron und Ailis stehe. Sie lächeln mich an. So unschuldig, so rein, dass es mir die Tränen in die Augen treibt. Wir müssen sie einfach so erziehen, dass sie die wahre Welt kennenlernen. Von Anfang an. Dass sie stark und weise sind, wenn die Grausamkeit der Welt auf sie einstürzt.

Die dunklen Stunden sind, wenn ich mit Cinlir spreche oder mich selber mit den Mitgliedern des Hauses unterhalte. Ich kann nicht mehr die Augen davor verschließen, dass das enge Geflecht dieses Hauses Risse bekommen hat. Zu viele Risse. Und Cinlir ist zu verletzt dadurch, um ruhig und weise zu handeln. Sein Schmerz ist fast spürbar und es wundert mich immer wieder, dass anscheinend nur Giselher und ich diesen wahrnehmen können. Cinlir hat den Glauben verloren. Den Glauben an das Gute in dem Menschen, den Glauben an das Sinnvolle und Aufrechte in den Mitgliedern des Hauses. Und anstatt dass mit Einsicht und Wärme reagiert wird, handeln alle wie trotzige Kinder, die meinen sie seien schlauer und gerechter als ihre Eltern. Hatten nicht die meisten von uns diese Phase als wir erwachsen wurden? Mussten wir denn nicht alle einsehen, dass, obwohl wir es nicht glauben wollten, unsere Eltern in so viele, zu vielen Bereichen doch erfahrener waren als wir? Mussten wir uns nicht alle unsere Fehler eingestehen? Doch seine Fehler eingestehen, tut kaum jemand des Hauses dieser Tage habe ich das Gefühl. Jeder scheint auf seinen Vorteil bedacht, kaum einer scheint an das Gute und Große dieses Hauses zu denken, welches nur dann bestehen kann, wenn alle gemeinsam den gleichen Weg gehen. Doch schlagen die meisten einen anderen ein, fernab von den anderen und nehmen sich dann auch noch das Recht heraus zu wüten wie ein Kind, sollte man ihnen dieses Recht verwehren.

Cinlirs Weg ist die Personen zu strafen. Er geht hart mit ihnen um, hat fast nur harsche Worte. Doch verstehen die meisten hier nicht was dahinter liegt, sehen nur den Angriff auf ihre Person und reagieren mit Trotz und Widerworten. Sollten sie zumindest einen Tick schlauer sein als der Rest, reagieren sie mit einem “Ja, Herr”. Doch dies schneidet genauso in das Fleisch meines Gattens wie Widerworte. Man spürt die nicht gänzlich zurückgezogenen Klingen in jedem der zwei Wörter.

Doch wo soll dies alles hinführen? Werden wir daran zerbrechen? Werden wir uns irgendwann gegenseitig töten? Sind es wirklich die Personen selber oder hat sich eine Krankheit in die Seelen aller eingeschlichen?

Das Haus scheint nur noch enttäuscht. Cinlir als der Fürst hat die meiste Enttäuschung zu verkraften, doch auch alle anderen scheinen sich untereinander zu enttäuschen und ihre Hoffnung auf bessere Zeiten zu verlieren. Wo ist das gegenseitige Vertrauen? Gibt es dieses noch? Ich sehe die Gesichter der Mitglieder dieses Hauses. Allesamt sind trotz meines geringen Alters wie Kinder für mich und ich habe das Gefühl langsam aber sicher zu versagen. Darin zu versagen ihnen die Liebe zu geben, die sie brauchen. Zu versagen darin ihnen die Wärme und Geborgenheit zu vermitteln, die dieses Haus darstellen soll. Und vor allem darin zu versagen alle einander näher zu bringen und sie vor allem spüren zu lassen, dass Cinlir und ich für sie sorgen. Sogar in dem Gesicht Giselhers sehe ich die Zeichen der Zeit. Und auch ich spüre wie die Enttäuschung und die Trauer in mein Herz kriecht.

Doch natürlich werde ich nicht aufgeben, werde mich an das letzte Bißchen Hoffnung klammern, was ich noch habe und werde versuchen diese Wogen zu glätten und die zerrissenen Fäden wieder zu verknoten. Ich weiß nicht, ob ich es überhaupt schaffen kann aber ich bin es Cinlir schuldig. Bin es mir und dem Haus schuldig. Ich hoffe nur, dass ich nicht irgendwann zu vehement gegen eine Mauer renne welche wieder von irgendwem gezogen wurde.

Die Valar mögen mir Kraft und Weisheit schenken.