In Jahren…
Leicht lächelnd schloss Bryanne das Fenster mit Blick auf den Garten. Damares Marlis war mit ihren zwölf Jahren schon so Feuer und Flamme für ihren Garten, wie ihre Mutter. Sie blickte ihrem Mädchen nach, wie es mit einem Korb Blumen ins Haus spazierte und wendete sich ab. Ein plötzliches Kreischen ließ sie herum fahren und wieder gen Fenster eilen. Der Korb Blumen lag umgekippt auf dem Gehweg…daneben…sie lachte leise. Daneben ein Knäul von Damares, die Lucan Gernot im Schwitzkasten hatte. Ja, sie hatte es ihr gut beigebracht sich gegen ältere und größere Männer zu verteidigen.
Die Kinder rauften sich lachend, ihre feinen Kleider schnell verdreckt von dem Staub des Gartenwegs. Es war gut, dass sie dieses Anwesen hatten. Giselher hatte es ihr bauen lassen als sie mit Lucan schwanger war. Ihr kleines Refugium vor der Welt des gondorischen Adels draußen. Hier konnten sie so sein wie sie wirklich sein wollten. Wieder wendete sie sich vom Fenster ab und ließ sich schwerfällig auf den Sessel neben dem Fenster sinken. Sie war nun 35 und dies wahrscheinlich ihre letzte Schwangerschaft. Fianah hatte aber gesagt, dass es gut gehen würde. Sie müsse sich nur schonen. Wie gut, dass Giselher jenes nicht wusste. So konnte er zumindest seinem Dienst nachgehen. Er war jetzt irgendwo in Dol Amroth und lieferte die junge Prinzessin bei ihrem Ehegatten ab und war nicht daheim und hing nicht wie ein besorgter Klotz an ihrem Bein. Sie atmete tief durch und strich sich über den Bauch. Ihr Blick fiel auf das Schwert, das über dem Kamin ihres Zimmers hing. Die Sonne, die durch das Fenster hinein schien blitze in der fein polierten Klinge. Marwas Mackenklinge. Langsam hob sich ein Mundwinkel von ihr. Der Hobbit würde immens mit ihr schimpfen, wüsste sie, dass ihre Klinge nun an einem Ehrenplatz hing und schon lange nicht mehr an ihrem Gürtel. Aber seit der Geburt von Lucan hatte sie kein Schwert mehr angefasst. Der Krieg war vorbei, der König saß wieder auf dem Thron und niemand von Rang und Namen brauchte mehr eine ehemalige Meroun als Wache. Sie lächelte sachte und strich erneut über ihren Bauch. Nur ihre Kinder brauchten sie seit dem und Giselher. Aber es war gut so, es fühlte sich gut und richtig an.
Die Tür ging auf und eine völlig zerzauste und verdreckte Damares kam ins Zimmer. Bryanne schmunzelte ihr zu.
“Und wer hat gewonnen?”
“Ich natürlich!” erwiderte die Kleine stolz grinsend. In ihren Augen blitzte das gleiche Feuer, was sie seit Bryanne selber klein war, in den Augen ihrer Schwester gesehen hatte. Ja, in diesen Augen sah sie, dass Damares Aldorn einmal in die Fußstapfen ihrer Namensschwester treten würde. Das tun würde, wozu Bryanne niemals in der Lage war. Damares ordnete die Blumen in der dafür vorgesehenen Vase.
“Wann kommt Papa eigentlich wieder?”
“In einer Woche, mein Augenstern. Aber er fährt zu dem Fürsten.”
Die Kleine zog einen Schmollmund. “Dann sitzt er wieder stundenlang mit ihm über diesem doofen Spiel und spielt nicht mit uns.”
“Ich weiß, Liebstes.” Bryanne lächelte zu ihrer Tochter. “Aber danach kommt er doch wieder. Wie immer.”
Das junge Mädchen nickt und ihr kurzer Zopf wippte. Nie hatte sie wie alle anderen Mädchen sich lange Haare gewünscht und sie hasste es, wenn sie ein Kleid tragen musste weil wichtiger Besuch kam.
“Zeigt er mir dann weiter wie man kämpft?”
“Das tut er bestimmt. Aber…” Bryanne schmunzelte. “Was hälst Du davon, wenn wir schon mal zum Fürsten fahren und dort auf Papa warten? Dann kannst Du wieder zuschauen wie die Garde übt.”
Das kleine Mädchen strahlte und rannte zu ihrer Mutter, dieser um den Hals fallend. Bryanne lacht und streichelte über den Rücken ihres Kindes.
“Au ja!!!”
Ihr Lächeln wurde leicht melancholisch, als sie ihre Kleine umarmte. Dieses Mädchen würde nicht zufrieden sein einfach zu heiraten und eine brave Lady Gondors zu sein. Sie würde mit dem Fürsten sprechen müssen, ob Damares in seinen Dienst treten könnte…wenn sie alt genug ist. Aber zum Glück wäre dies erst in vielen Jahren der Fall. Lucan allerdings war nun 14. Im Herbst würde er Knappe werden, doch zum Glück würde es im Haus noch nicht zu still werden mit ihren 5 Rabauken, die den ganzen Tag durch die Flure rannten. Damares, Drakon, Merit und Nymera sorgten schon dafür, dass ihr nicht zu langweilig würde. Und in drei Monaten würde wieder das Geschrei eines Babys in ihren Mauern hallen. Sie würde Nephilem fragen, ob diese mit ihren Kindern mit ihr kommen würde. Dann hatte sie mal wieder jemanden erwachsenen zum Reden während die Kinder mit einander spielten und ihr würde nicht so langweilig sein wenn sie den ganzen Tag nur herumsitzen durfte. Sie lächelte leicht und strich Damares etwas Dreck aus dem Gesicht.
Ja, ihr Leben war gut.