Unalltäglicher Alltag

So langsam kehrt der Alltag wieder ein…versucht es zumindest, aber wird von den ganzen Geschehnissen doch irgendwie wieder zurückgedrängt. Alltag kann man die letzten Tage wirklich kaum nennen. Es begann alles mit dem Verschwinden Jendayis, die, so wie sie in dem Brief an Elmion schrieb, nun tot ist. Ich hoffe es wirklich, dass das den Tatsachen entspricht. So ist ein Eidbruch sogar für mich noch  verzeihbar. Aber ich werde nicht mit Elmion darüber sprechen. Für ihn ist es derzeit ein Segen dieses zu denken und es mildert seinen Schmerz. Den Toten gebührt Ehre, egal wie sie starben.

Der nächste Tote des Hauses ist dieser Tarik. Mir fehlen ein wenig die Worte, um darüber zu schreiben. Was für eine Geschichte…und es gibt zwei Verlierer bei der Sache: Fianah und der Fürst. Fianah – ein so naives Mädchen! Sie glaubt stets an das Gute in genau den flaschen Menschen. Sie hat in meinen Augen bis zum Ende versucht Tarik zu schützen, wollte sogar mit ihm fortgehen, damit sie sein Leben rettet und damit ihr eigenes und das ihres Kindes in den Dreck werfen. Zum Glück, konnte ich sie davon abbringen. Sie ist noch so ein Kind, wie bei Mordor soll sie ein Kind erziehen? Glücklicherweise hat sie hier Leute, die ihr dabei helfen, doch alleine in der Welt was wäre dann gewesen? Sie meinte, sie hätte Tarik dann zwar verlassen aber wir alle wissen doch was mit jungen alleinstehenden Müttern passiert, die nichts können, um Geld zu verdienen und die niemanden haben, der ihnen Schutz bietet. Ich weiß nicht, ob es ihr bewusst ist, dass bei dem anderen Weg ihr Kind ein Kind einer dreckigen Straßenhure geworden wäre. Nun, jetzt hat sie Zeit. Zeit zu lernen und erwachsen zu werden. Ich hoffe, dass es ihr gelingt.

Gestern wurden wir im Pony von augenscheinlichen Freunden von Tarik angepöbelt. Mörder nannten sie uns. Auch dumme Kinder. Die Versuchung war groß ihren Nasen bluten zu sehen, doch welchen Sinn hätte es gehabt? Keinen außer die momentane sekundenlange Befriedigung. Sie hätten auch nicht mehr verstanden und hätten uns nur noch mit schlimmeren Namen betitelt. Das ist es nicht wert.

Eine Stadt des Egoismus und der fehlgeleiteten Loyalität…Doch was sollen die tun, die keine Eltern haben, keine Geschwister haben – keine Familie haben? Nie werden sie wahrhaftig das Gefühl haben irgendwo zu zu gehören, das Gefühl der Geborgenheit und Liebe…

Der Fürst warf mir vor ich würde dahinschmelzen beim Anblick von Fianah. Meine Worte hier können nicht ausdrücken wie zornig ich bin! Verdammte Ungerechtigkeit! Nur der zerbrochene Teebecher erzählt von meinem Zorn. Mir ist der Zorn. Ich werde schon allen zeigen wer und was Lady Bryanne Aldorn ist. Zu lange hab ich mich einschüchtern lassen von der vorgeschobenen Weisheit von Personen wie dem Freiherren. Damit ist es Schluß! Ich habe jetzt einen Gatten, einen Namen und einen Titel. Und wehe denen, die das in Frage stellen!

Und wie immer im Leben liegen Tot und Geburt, Freude und Trauer eng beieinander. In den letzten Tagen habe ich, trotz der Trauerfälle, sehr viel gelacht. Und wie gut es tut endlich wieder frei, losgelöst lachen zu können!

Ich habe versucht Elmion aufzubauen und ich denke, ansatzweise ist es mir auch gelungen. Ich habe ihn zur Mondsteinmaske gezerrt, naja gut gezerrt ist übertrieben, er ging dann doch recht freiwillig, und so wie es aussieht hat es ihm immens gut getan. Ebenso gut tut sehr offensichtlich dem Medicus seine Verlobte, die übrigens eine wirklich angenehme Person ist. Ich hoffe, ich lerne sie beizeiten näher kennen. Spätestens nach der Hochzeit wird sie ja dem Haushalt angehören und ich glaube, sie ist jemand, mit dem ich mich anfreuden kann.

Eine nicht so klare und verwirrende wenn auch wirklich wirklich angehme…Sache…hab ich derzeit mit Sethur. Der Bruder meines Bruders. Nimrothir, mögst du in Frieden bei unseren Ahnen am sitzen und geehrt werden! Aber zurück zu meines Bruders Bruder. Ich weiß um seine Geschichte, weiß um seine…Vorlieben und ich glaube, bezeiten stört es ihn etwas. Und doch sollte er wissen, dass es wichtig ist, dass es Personen gibt, die die tiefsten Abgründe von uns kennen und trotzdem zu uns halten. Der Fürst hat ihm vergeben, ich denke sein Bruder tut dies im Grabe und wer bin ich mich dagegen zu stellen? Es tat gut mit ihm zu trinken, zu reden und zu scherzen. Jedoch war es immer im öffentlichen Rahmen. Ich muss in den nächsten Tagen mal das persönliche Gespräch mit ihm suchen. Hoffentlich ist er dann ehrlich und offen und verkriecht sich nicht wieder hinter seiner Maske, die er sonst so erfolgreich im Hause trägt. Es war schön ihn einmal ohne diese zu sehen.

Am merkwürdigsten ist es jedoch, wer ihn dazu gebracht hat, diese Maske fallen zu lassen: Eine mehr als merkwürdige aber unglaublich liebenswerte Hobbitfrau. Sie weiß mit Waffen und Worten so umzugehen wie sonst nur Zwerge oder Menschenkrieger. Und dabei ist sie augenscheinlich unglaublich loyal und ja unglaublich witzig. Ich hab selten so viel gelacht am Stück über und mit ein und derselben Person. Ich hab das Gefühl, es steckt mehr dahinter, eine Geschichte und ich bin wirklich gespannt ob ich diese jemals erfahre. Gestern Nacht schlief sie bei uns im Garten und das obwohl sie genug Geld hat, um sich im Pony einzuquartieren aber sie bevorzugt anscheinend die Freiheit unter den Sternen. Verdenken kann ich es ihr nicht. Warum sie die Blumen zertreten hat? Vielleicht war es zu früh…