Ein in weiches helles Leder gebundenes Buch. In seinen Umschlag ist eine Blume punziert. Die Seiten sind von hoher Qualität und bis auf einige wenige am Anfang noch leer und weiß. Auf der ersten Seite findet sich in eleganter ruhiger Schrift eine Datum und der Beginn eines Tagebuchs…
Ein neuer Titel und eine neue Heimat…und ein neuer Haushalt. Dies alles ist so anders, als ich es mir jemals habe vorstellen können. Meine Erziehung zielte darauf ab, wie ich mich als Anführerin eines Haushaltes zu verhalten habe, wie ich einen Titel politisch und gesellschaftlich zu repräsentieren habe, doch nichts, aber auch gar nichts, bereitete mich darauf vor, meinem Mann zur Seite zu stehen, der in die Fußstapfen eines anderen Würdenträgers tritt, der ihm und mir unbekannt war und immer noch ist. Wir vernahmen viele Berichte über den alten Fürsten. Ein scheinbar von seinen Untergebenen als heilig gesprochenes schwarzes Schaf. Entweder ist dies darin begründet, dass Bree ausreichend weit von Gondor entfernt liegt und hier andere Parameter zählen oder jener Fürst Salas war wirklich nahezu perfekt. Es ist befremdend und erschreckend mit ansehen zu müssen, wie mein Gatte ein solches Erbe antreten muss. Ich weiß, dass er es schaffen wird und erste Erfolge und Annäherungen sind durchaus schon zu verzeichnen.
Auch ich persönlich blicke etwas positiver auf die kommende Zeit. Die Person, die mir als erstes mein Herz erwärmte, war und ist Gräfin Salas. Zwar ist es äußerst befremdlich, dass sie als Frau solche politischen Aufgaben übernimmt, doch scheint es mir, als müsse ich mich hier in Bree an derlei Dinge gewöhnen. Ebenso scheint sie ihre Pflichten äußerst gewissenhaft auszuführen und dies nicht ohne weibliche Intuition, weibliches Feingefühl und weibliche Zurückhaltung. Ich werde ihr mein Lob dafür aussprechen. Es scheint als müsste man es überdenken, dass Frauen normalerweise keine politischen Ämter zugewiesen werden. Dennoch frage ich mich insgeheim was für ein Fatzke ihr Gatte sein muss, da ich ihn noch nie an ihrer Seite gesehen habe geschweige denn von Leistungen seinerseits gehört habe. Ich werde sie einmal fragen, was sie an ihrem Gatten schätzt und liebt und vielleicht kann ich mir dann ein besseres Bild machen. Wir beide teilen die gleiche Liebe zu der Musik und über die Musik sprechen die Seelen miteinander ohne Worte, ohne Täuschung…ja, so hat sie mein Vertrauen gewinnen können. Etwas, das mein Gatte niemals verstehen wird.
In der letzten Woche haben wir nach dem Treffen des Haushalts das Haus des verstorbenen Fürsten besucht. Wir werden es wohl beziehen doch in diesem Zustand, in dem es sich befindet, bringt mich nichts außer der Grund Handwerkern Anweisungen zu geben mehr dorthin. Es war kalt und mehr ein Dach über dem Kopf als ein Heim. Die Räume kahl und ohne Leben, das Schlafzimmer eine dunkle ebenso kalte Höhle. Selbst das Entzünden der Feuer verdrängt nicht das Gefühl der Kälte, Leblosigkeit und Aggressivität. Ich frage mich weshalb der letzte Fürst solche Aggressionen gegen sich selber hatte…es ist ein Haus, kein Heim. Und wenn man dieses betrachtet, wundert es mich nicht, dass seine Gattin mir als äußerst verschrecktes, willenloses, aufgelöstes Geschöpf begegnet ist. Ich sehe wie ihr Herz durch die Trauer getrübt war, ich sehe wie ihre Seele durch den veränderten Lebenszustand von ihr verwirrt sein kann doch dies…dies wird durch nichts davon gerechtfertigt. Mein Gatte zeigte Fürsorge und Pflicht welche wohl nicht willkommen geheißen wird. Über solche Sturheit und Undankbarkeit kann ich nur den Kopf schütteln. Ich sehe, dass man sich um sie sorgt, doch ich für meinen Teil kann für so ein Geschöpf kein Mitleid haben. Sollte ich ihr begegnen, dann kühl und distanziert und ohne Gedanken darüber was dies für ein Licht auf mich werfen könnte.
Politik – Ich hasse muss sie erdulden…