An diesem Wochenende waren Herr Schatz und ich auf großer Fahrt. Freitag ging es zu meiner Schwiegerfamilie in spe nach Franken weil Schwiegermama to be 70. Geburtstag hatte und Samstag nach dem feierlichen Mittagessen ging es dann direkt wieder auf die Autobahn in Richtung Tannenburg für ein Vampire Dark Ages Larp.
Vor langer Zeit war ich mal Teil einer Gruppe, die ein Dark Ages Larp veranstalten wollte, allerdings hat es damals aufgrund von zu wenig Anmeldungen nicht geklappt. Um so mehr habe ich mich gefreut, dass ich jetzt als Spieler an einem Dark Ages teilnehmen konnte. Die Spielleitung kannte ich vorher noch nicht, nur durch das Lesen von Beiträgen auf Facebook und etwas Gequatsche in privaten Messages aber da auch einige Freunde von mir dann zum Larp fuhren war die vorherige Stimmung gut. In meine Klamotte hab ich recht viel Geld und Zeit investiert, da ich ein Bild vor Augen hatte, das ich unbedingt umgesetzt haben wollte, und so hab ich einen Nähkurs bei Sven (Tygron Design) gemacht welcher mir mit Rat und Tat zur Seite stand. Leider habe ich noch kein Bild von dem Endergebnis und hatte nur meine Zwischenschritte fotografisch festgehalten. Und auf dem Larp selbst hab ich auch vergessen zu Fotografieren, ich Trottel. Aber vielleicht findet sich bei den Fotos, die zwischendurch auf dem Larp gemacht wurden, noch ein Foto von mir in Klamotte. Die anderen hatten wohl tagsüber Fototermine für sich in Klamotte aber leider war die Foto-Stelle schon abgebaut als wir dann ankamen.
Die Burg bot ein wunderschönes Setting für ein solches Larp. Die zwei Probleme, die sich stellten, waren, dass einerseits der Spielort im 2. Stock war und man daher recht oft die Treppe hoch und runter musste was nicht so einfach in voller Gewandung war (und super anstrengend) und zweitens, dass keine Feuerstellen und dergleichen betrieben werden konnten wegen Brandschutzproblemen und es aber auch keine Heizung gab was darin resultierte, dass es einfach arschkalt war. Es wurde versucht den Spielsaal noch mit einem Brenner zu beheizen aber bei solch einem großen Raum inklusive der fetten Steinwände ist da das Resultat nicht so überzeugend gewesen. Besonders leid taten mir alle, die in der Burg schliefen, denn in dem Schlafraum war es nur knapp über 0 Grad und aufgrund von fehlender ausreichender Beleuchtung echt super dunkel. Dies muss wahrscheinlich alles nochmal überdacht werden bei einem möglichen nächsten Con.
Mir selbst wurde von einer der zwei Spielleitungen schon vor vielen Wochen angeboten die Rolle der Fürstin der einen Fraktion zu übernehmen. Der Plot des Larps bestand darin, dass 3 Fraktionen auf der Matte stehen wobei zwei der 3 um die Gunst der 3. kämpfen sollten. Daher und da ich bisher die Spielleitung gar nicht persönlich kannte, war dies eine echt große Ehre eine solche ausschlagebende Rolle angeboten zu kriegen und ich nahm das Angebot an nachdem ich einige Male panisch mit den Armen wedelte. Nachfolgend stürzte ich mich dann in die Arbeit an meinem Kostüm.
Ein großes Ärgernis für mich war, dass ich bis zur Ankunft am Spielort keinerlei Briefing zu meiner Rolle bekam außer einigen Allgemeinplätzen, die für alle sichtbar auf der Homepage standen. Es gab wohl technische Probleme in letzter Minute. Daher hatte ich aber keine Möglichkeit mich wirklich mit meiner Rolle zu beschäftigen oder mich mit den Spielern meiner Fraktion, welche nun mal meine IT-Untergebenen darstellten, richtig abzusprechen und mögliche Beziehungen auszudefinieren. Dies hat mich wie gesagt geärgert und mir halt auch große Sorge gemacht, da ich nun eine solch herausstechende Rolle spielen sollte, viele Leute von meinem Spiel abhängig waren und ich doch nichts über meinen Charakter wusste. Noch dazu kannte ich kaum welche der Spieler, die in meiner Fraktion spielten, OT.
Das erste Briefing hatte ich dann vor Ort als kurzes Gespräch mit der SL und konnte dann mit den Spielern der Kölner Fraktion, also meiner Fraktion, OT sprechen. Ich hatte echt Glück, dass dies alle super Leute waren und wir trotz des vielleicht maximal halbstündigen Gesprächs ein echt dynamisches Spiel bieten konnten von der ersten Minute an in der ich IT ging. Dafür geht mein Dank echt an alle, die dort involviert waren.
Das Spiel an sich war aufgrund der Location und den vielen echt guten Kostümen extrem stimmungsvoll und eigentlich nie ist irgendwer OT geplöfft wodurch es ein steter dynamischer Flow war wie ich es echt bisher selten erlebte. Vor allem war dies eben dadurch erschwert, dass ich nicht viele der Teilnehmer OT kannte doch es gab keinen komischen oder stockenden Moment.
Die große Problematik, die sich mir bot, war, dass ich eben eine Nacht gefehlt habe und dadurch ziemlich in Zeitnot geriet. Die Situation war schon sehr weit entwickelt und die Kölner Fraktion war kräftemäßig der anderen konkurrierenden Fraktion haushoch unterlegen durch definierte Hintergründe und anwesende Charaktere weshalb ich als Fürstin bzw. wir als Kölner ein bißchen wie der David gegen den bergischen Goliath (andere Fraktion) da standen. Ich schätze, dies war von der Spielleitung so geplant, es war nur so im Nachhinein betrachtet etwas ungünstig, da so die Erfolge aufgrund der Kürze der Zeit und der Übermacht der einen Seite schon nicht so groß ausfallen konnten wie sie vielleicht bei einer gleichen Kräfteverteilung ausfallen hätten können oder wenn ich mehr Zeit gehabt hätte. Dennoch hatte ich super viel Spaß, hab die Situation IT angenommen und das Beste versucht daraus zu machen als sanfte Fürstin, die denkt sie sei von Gottes Hand geleitet und im Endeffekt aber eine berechnende Diplomatin war.
Ansonsten war das Spiel wie gesagt extrem dynamisch. Das Regelwerk des Larps war auf das allernötigste runtergebrochen und so gab es zwar alle Disziplinen aber jeweils nur mit 2 Ausprägungen und auch sonst stand alles unter dem Motto “Du bist und kannst was Du darstellen kannst”. Und so hab ich kaum Disziplinsanwendungen miterlebt und konnte beobachten, dass alle Entwicklungen, die ich mitbekommen habe, nur aufgrund von Spiel stattfanden und nicht aufgrund von disziplinstechnischem Eierschaukeln. Etwas, was ich unglaublich angenehm und großartig fand. Ebenso gab es keinen Status außer den Ämtern und alle Hierarchien abgesehen eben von den Personen, welche ausdefiniert Macht hatten wie z.B. die Prinzen und Fürsten, mussten sich, so wie ich es beurteilen konnte, ihr Standing vollständig erspielen. Anscheinend hatten jedoch mehrere Personen vorher ein ausführliches Briefing und konnten sich darum kümmern Absprachen mit anderen Spielen wie z.B. über vorherige Bekanntschaften und dergleichen, zu treffen was dann auch im Spiel klar wurde. Dies hätte ich mir eben auch für mich als Spieler gewünscht aber wie gesagt war dies leider nicht möglich.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass es für mich ein extrem cooler und dynamischer Spielabend war. Ich habe mich gefreut mit so vielen unbekannten Personen zu spielen und so war es auch total aufregend da man nicht wusste wie die andere Person spielt und worauf sie OT achtet. Das war nochmal eine ganz eigene Herausforderung für mich und hat super viel Spaß gemacht. Ich hoffe, dass die Spielleitung vielleicht einmal wieder ein Dark Ages veranstaltet und sich die paar Kritikpunkte, die ich noch forumlieren werde, zu Herzen nimmt, denn dann wird das unter dieser Spielleitung ein noch famoseres Vergnügen als es eh schon war.