Rollenspiel und die Missgunst – Eine Liebesgeschichte

2281 In den letzten Wochen realisiere ich immer mehr wie viel Missgunst, Neid, Eifersucht und die daraus resultierenden manipulativen und intriganten Verhaltensweisen einem ständig begegnen. Natürlich, und das möchte ich hier ganz zu Beginn sagen, kann ich nicht mit reinem Gewissen sagen, dass ich mich davon lossage, doch versuche ich, soweit es eben selbstreflektierend möglich ist, mich bewusster entsprechend gegensetzlich zu verhalten, seid es mir von anderen Menschen aus mehr und mehr begegnet. Leider begegnet mir dieses Verhalten vor allem bei Rollenspielern jedoch kann dies auch daran liegen, dass der Großteil meines Freundes- und Bekanntenkreises eben aus Rollenspielern besteht. Aber da ich nur von diesem meinen eigenen Gesichtspunkt aus schreiben kann, bleibt mir sozusagen nichts anderes übrig. Noch dazu muss ich feststellen, dass sich dieses missgünstige und intrigante Verhalten vor allem über das Rollenspiel quasi äußert, gefördert dadurch, dass ich mich in entsprechenden Rollenspielbereichen aufhalte, in denen das Setting schon IT entsprechend überzogen missgünstig und manipulativ ist, allen voran eben das Rollenspiel im Vampire Live sowie in Star Wars auf Imperiumsseite.

Eigentlich sollte man theoretisch doch davon ausgehen können, dass gerade die Personen, die ein solches Hobby betreiben, sich eben in der Zeit, in der sie sich nicht in der Fantasiewelt befinden, eben nicht so agieren, wie es teilweise gut in das Setting passen würde. Als Beispiel vermöbelt ein Boxer außerhalb des Boxrings auch nicht ständig Leute. Andererseits kann man natürlich sagen, dass die Personen, die in der Lage sind so in die Fantasiewelt einzutauchen und entsprechend intrigant und fies zu agieren, zumindest die Veranlagung dazu haben müssen, da sie es sonst gar nicht könnten. Aber ein Krimiautor ist auch kein Serienmörder. Ich kann also nicht sagen woran es liegt. Ich kann es mir auch nicht erklären, obwohl ich wirklich seit vielen Monaten verstärkt darüber nachdenke. Eigentlich würde ich immer annehmen, dass gerade Personen mit einem Hobby wie dem Rollenspiel, ein Hobby, was wirklich von vielen Personen ja kritisch betrachtet wird oder als albern tituliert wird, sich besonders eng miteinander geben würden so als crazy Randgruppe oder so. Aber nein, es gibt ständig wieder extreme Verfeindungen die darin enden, dass Person A und Person B oder ganze Personengruppen einfach nichts mehr miteinander zu tun haben wollen. Wieviele gute Freundschaften auch in meinem Bekanntenkreis daran zerbrochen sind ist wirklich traurig. Doch ist das nicht alles. Es wird auch viel zu häufig auch nach dem man sich eigentlich aus dem Weg gegangen ist noch eine Art Grabenkrieg oder Bespitzelung praktiziert.

Doch wo liegt der Grund darin, dass Personen über und durch ein solches Hobby, was eben nur ein Hobby ist und keine Auswirkungen auf Gehalt, Familienstatus, Gesundheit oder Todeszeitpunkt hat, so starke Emotionen kriegen und sich so heftig zerstreiten, dass es viel zu oft solch abstrusen Ausmaße nimmt die, wenn man ehrlich ist, überhaupt nicht mehr in Relation zu dem eigentlichen Verursacher, nämlich eine Meinungsverschiedenheit über ein Hobby stehen? Ich habe, natürlich, keine Antwort auf diese Frage doch denke ich derzeit viel darüber nach und versuche bei mir selber damit anzufangen, dass die Situation besser wird und zu vermitteln. Wobei man gerade mit letzterem auch vorsichtig sein muss, denn schnell gerät man als Vermittler so sehr zwischen die Fronten, dass dann auch noch Partei A und B auf einen sauer sind. Es ist wirklich alles ziemlich abstrus.

Ich glaube, dass die meisten Probleme in diesem Bereich von Missverständnissen erzeugt werden und von dem Unwillen zur Kommunikation. Eine Aussage oder eine Handlung wird falsch verstanden, es wird aber nicht nachgefragt ob dort ein Missverständnis vorliegt, sondern es wird einfach als Wahrheit genommen. Die Gegenseitig ist entsprechende irritiert über die Reaktionen, spricht es ebenso nicht an und zack hat man eine wunderbar festgefahrene Situation in der beide Seiten aufeinander sauer sind, oder im schlimmsten Fall enttäuscht miteinander und die Emotionen so ausgeprägt sind, dass ein Gespräch über das Thema keine Option mehr ist. Und dies passiert erstaunlich schnell. Das jetzt so als Beispiel.

Rollenspiel ist eine schwierige Sache. Jeder Rollenspieler ist auf seine Art eine Diva, ein Selbstdarsteller. Die meisten kommen nicht damit klar, wenn es Nachfragen zu ihrem Charakter oder ihren Handlungen gibt. Dies wird gleich aufgeplustert zu “Du kannst mir nicht vorschreiben, wie ich zu spielen habe” oder “Ich hab keinen Bock meinen Charakter vor Dir zu rechtfertigen” oder “Du bist nicht der Erfinder des Rollenspiels also gilt Deine Meinung genau so viel wie meine” oder oder oder. Und dies sind wirklich Reaktionen, die ja nicht nach bereits langen tagelangen Diskussionen kommen, sondern innerhalb von Gesprächen, die zum ersten Mal stattfinden und dann auch nicht lang dauern. Es wird in den meisten Fällen bei Rollenspielern gar kein Wunsch nach einem neutralen Gespräch signalisiert, es wird nicht einfühlsam diskutiert. Es wird in den meisten Fällen zu hart formuliert, da ja wirklich fast jeder Rollenspieler der Überzeugung ist, dass er nun wirklich das Spiel versteht und weiß wie man es spielt. Egal wo, egal wann, egal welches System. Die Fälle, wo etwas wirklich neutral besprochen werden kann, sind wirklich extrem selten, selbst wenn die eine Seite sich Mühe gibt etwas sanft zu formulieren und wirklich nur “verstehen” will, blockt meist die andere Seite mit oben genannten krassen Sätzen ab. Es ist wirklich zum Mäusemelken. Ich erlebe es gefühlt wöchentlich 1-2 Mal derzeit, wenn nicht öfter.

Darüber hinaus ist jeder Selbstdarsteller (=Rollenspieler) auch neidisch auf den Erfolg von anderen. Da kann sich glaub wirklich jeder an die Nase fassen. An sich ist das in meinen Augen auch nichts Schlimmes. Jemand spielt einen Charakter halt so gut, dass er so Erfolg damit hat, dass er seine Ziele erreicht und von anderen Charakteren IT umschwärmt wird und auch OT, weil er sich halt auch OT so verhält, dass er toll gefunden wird, ebenso beliebt ist. Klar wünscht sich das fast jeder Rollenspieler. Jeder möchte ja hören, dass das Spiel mit ihm Spaß bringt. Erstens ist es ein Kompliment an die Qualität, zweitens schmeichelt es bewundert zu werden und drittens bringt es genau das, was sich jeder Rollenspieler wünscht – Rollenspiel. Doch in so so so vielen Fällen äußert sich der Neid halt nicht durch Bewunderung (“Ich find es wirklich toll wie Du spielst. Kannst du mir vielleicht helfen?” oder “Ich bewunder Dich voll für Deinen Erfolg und mag selber super gern mit Dir spielen, wollen wir zusammen spielen?”), sondern durch Missgunst. Es werden Dinge gefunden, warum die erfolgreiche Person scheiße ist. Klassische Vorwürfe in dem Fall: Manipulatives Missstück, Maskenträger, hängt sein Fähnchen in den Wind, Besserwisser usw.. Ja, ich weiß, dass Du, der/die Du grad mitliest, da gerade einen Mundwinkel hebst und nickst.

Wie gesagt, ich erhebe keinen Anspruch auf eine Lösung. Meistens lässt es sich, so nicht beide Parteien versuchen aufeinander freundlich zuzugehen, nicht vermeiden sich aus dem Weg zu gehen. Doch möchte ich apellieren an alle meine Leser, dass wir versuchen diese Missgunst zumindestens bei uns abzustellen. Wenn Ihr jemanden für etwas bewundert: Sagt es ihm. Vielleicht könnt Ihr noch was lernen. Wenn Ihr Handlungen einer Person nicht versteht egal ob IT oder OT: fragt nach. Es kann sein, dass (passiv-)aggressive abblockende Antworten kommen aber auch dort kann man Interesse und einfach den Wunsch zu Verstehen signalisieren. Meist hat das wirklich Erfolg. Ich würde mich freuen, wenn es zumindest einen kleinen Teil an Rollenspielern gibt, die nicht schlecht hinter dem Rücken über andere reden. Die bewundern können, wenn jemand Erfolg hat und ihm nicht gleich das mieseste manipulative Verhalten unterstellen. Die REDEN, wenn sie etwas auf dem Herzen haben oder sich worüber Gedanken machen und zwar mit dem “Verursacher” und nicht mit Dritten in einer negativen Art und Weise. Die versuchen zu verstehen, warum jemand so handelt wie er es tut oder so ist wie er ist. Ihr müsst es ja nicht gut heißen aber zumindestens akzeptieren. Wir können eh keine Menschen ändern. Und ja, ich weiß wie schwer dieses ist vor allem wenn man selber von anderen extrem angegriffen wurde. Aber wenn man genau so reagiert, dann ist es eine Spirale, die niemals aufhört. Und wie kräftezehrend und negative Stimmung verbreitend dies ist, das erfahren wir doch alle wirklich ständig am eigenen Leib. Ich zumindest versuche mich dahingehend zu verbessern.

 

 

 

4 thoughts on “Rollenspiel und die Missgunst – Eine Liebesgeschichte

  1. Grundsätzlich eine wirklich gute Idee, ich dachte sogar bisher immer, dass ich zumindest versuche, so vorzugehen. Manchma aber, ist jede Kommunikation aber scheinbar als spärchen die betroffenen verschiedene Sprachen, dann ist es wohl doch besser, man lässt gänzlich voneinander ab, da es sonst noch schlimmer wird. Diese Erkenntnis musste ich im Verlauf der letzen Monate leider gewinnen.

    PS.: Ich bin keine Diva *Haare zurückwerf*

  2. Oh, es gibt diese Leute. Wirklich. Leider verschwinden sie oft sehr schnell wieder, weil sie gegen eine dermaßen geballte Wand von Missgunst und Abneigung und Unfairness rennen, dass es keinen Spaß mehr macht. Und wenn diese missgünstigen Menschen auch noch Macht haben (idR SL sind oder das Ohr der SL haben), läuft man noch massiver gegen Wände, weil auf einmal die Missgunst vom OT ins IT schwappt.

    Nun ja. Rollenspieler, die IT und OT trennen können, wären auch sehr hilfreich. 😉 Aber noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, eine Gruppe zu finden, in der die guten Leute überwiegen.

  3. Den Lösungsansatz find ich gut, ich hab noch ein paar mehr Vorschläge, aber zuerst will ich noch was zur Problemanalyse sagen:

    Die Missverständnis-Theorie hab ich auch. Ich glaub auch, dass Missverständnisse die häufigste Ursache sind. Aber ich habe auch noch ein paar mehr Theorien:

    Verhärtete “Erfahrung”: Ich beobachte sehr oft, wie sich auf Erfahrung berufen wird und dann aus der Erfahrung für die Zukunft extrapoliert wird. Das äußert sich, meine ich, meist in den folgenden Formen:
    “Die Spielerin/der Spieler war schon immer komisch.”
    “Wenn jemand schon sowas schreibt dann ist die Person auch garantiert insgesamt kacke. Das kenn ich schon.”
    “Da ist jetzt nichts mehr zu ändern. Ich kenne diese Situationen. Das läuft immer gleich.”
    An diesen Aussagen gibt es aber mehrere Fehler: Zum einen ist diese “Erfahrung” häufig stark selektiv. Man erinnert sich an negative Episoden eher als an positive. Zweitens wird arg generalisiert: Es war in einigen Fällen so und so, deshalb war es ja im Grunde immer so. Und drittens wird dann noch falsch auf die Zukunft geschlossen: Und das war nicht nur immer so, sondern das wird auch immer so sein.
    Gesprächs-Kontext und ingroup-Phänomene: Wenn jemand anders im TS zu mir sagt, dass irgendjemand was komisches gemacht hat, denk ich selbst nach, was mir komisch an der Person aufgefallen ist und bin eher geneigt, die Person auch komisch zu finden. Gerade, wenn ich die fragliche Person nicht gut kenne. Das stützt Frontenbildung noch weiter. Und zum Teil wird sich auch damit profiliert, glaub ich, wie man die jeweils anderen fertig macht.
    Rückkopplung: Es bleibt nicht bei einer blöden Äußerung, sondern darauf wird reagiert und Feuer mit Feuer bekämpft und das schaukelt sich hoch.
    Skandalisierung: Wir Menschen scheinen chronisch unfähig zu sein, entspannt mit Fehlern anderer umzugehen sondern bauschen die zu Skandalen auf.

    Das sind alles Effekte, die Konflikte verschärfen und dann eben zu genau dem führen können, was du schreibst. Neid und Missgunst halte ich hingegen für keine besonders guten Erklärungsmodelle. Aber eher aus politischen Gründen: Ich find, die Begriffe “Neid” und “Missgunst” werden zu gerne benutzt, um überprivilegierte Positionen zu rechtfertigen.

    Zurück zum Thema: Wenn es denn diese Effekte alle gibt, scheint mir folgendes als Handlungsempfehlung zu folgen:

    Hinterfrage deine eigene Erfahrung und deine Einschätzung der Vergangenheit. Im Extrem: Sei bereit, Tabula Rasa zu machen und Personen ohne Berücksichtigung der Vergangenheit eine neue Chance zu geben.
    Sei skeptisch, wenn deine Gilde/dein Clan/deine Gruppe eine einhellige negative Meinung (oder positive Meinung) gegenüber irgendwas hat. Wenn man sich allzu einig ist könnte da irgendwas komisches ingroup-mäßiges passiert sein.
    Vergelte nicht gleiches mit gleichem sondern frage dich unabhängig von dem Tonfall der anderen Person, was jetzt die richtige Antwort ist.
    Sei entspannt. Wir Menschen sind in vielerlei Hinsicht ziemlich bescheuert. Auf Fehler aufmerksam machen ist okay. Aber Fehler sind kein Skandal.
    Sprich Probleme frühzeitig an. Du wirkst vielleicht übervorsichtig aber das ist besser so. Vermittle auch anderen deutlich, dass du schon bescheid gibst, wenn du ein Problem hast und dass sie sich keine Sorgen machen müssen, wenn du nichts sagst.
    Versuche, nicht zwischen den Zeilen zu lesen und erwarte auch nicht von anderen, das zu tun.
    Im schlimmsten Fall ist auch ganz aufhören okay. Zieh dich zurück. Das ist erlaubt. Aber dann sei auch bereit, emotional wirklich damit abzuschließen und was anderes zu machen.

    Gilt übrigens alles auch für mich. Hab ich bestimmt alles auch schon gemacht (also die Fehler. Bei den Lösungsvorschlägen bin ich noch nicht so erfolgreich, wahrscheinlich).

  4. Vielen Dank für Eure Meinungen! 🙂 Zumindest ist schon mal das erreicht, dass wir alle mehr darüber nachdenken und unsere Handlungen reflektieren. Da ist meiner Meinung nach schon mal viel mit gewonnen. Danke Euch!

Leave a Reply to Julie Cancel reply